Grüße von Paolo
Seit gut anderthalb Jahren lebe ich nun in Deutschland bei meiner neuen Familie.
Das war vielleicht aufregend, als ich damals in eine Box gesetzt wurde und überhaupt nicht wusste, warum. Zumal das Tierheim länger mein Zuhause war.
Rein ging ich damals als ein gut genährter Plüschbär, aber die lange Zeit im Tierheim setzte mir sehr zu. Mein schönes Fell, worauf ich immer sehr stolz war, verlor ich nach und nach. Überall juckte es und kahle Stellen machten sich breit.
Tja, raus ging ich dann als gerupftes Huhn.
Meinem jetzigen Frauchen war das völlig egal.
Denn gerade weil ich so gerupft aussah, wollte sie mich unbedingt haben.
Ich habe nämlich mal gehört, dass eigentlich ein ganz anderer Hund, die Lizzy, dort einziehen sollte. Gut, ihr hätte ich es natürlich auch gegönnt, aber „Gott sei Dank“ hat mein Frauchen erkannt, dass ich dort unbedingt raus muss.
Nachdem mein Juckreiz behandelt, die Borreliose therapiert und ein Milztumor samt Milz entfernt wurde, kann ich jetzt sagen: „Mir geht es so richtig gut!“
Leider wohl zu gut, denn schon seit einem halben Jahr bekomme ich mein Fressen rationiert.
Da ich aber nicht dumm bin und mich ab und zu an alte Zeiten erinnere, versuche ich die eingeleitete Rationierung zu umgehen. Tauben und Mäuse sind hervorragend gegen Hunger.
Allerdings bekommt dann Frauchen immer „ihre Krise“, also habe ich beschlossen nur noch ab und zu mal was zu fangen. Das lass ich dann, zur Freude meines Frauchens, nach einem scharfen „AUS“ sofort wieder fallen.
Da freut sie sich dann so dolle, dass mir eine Hand voll Leckerchen sicher sind.
Hi, Hi, so kann man auch seine Ration aufstocken.
Mittlerweile darf ich auch ganz ohne Leine laufen.
Das sah nämlich ein Jahr lang ganz anders aus. Durfte ich doch tatsächlich nicht so, wie ich es wollte!!!! Aber Frauchen hat da überhaupt nicht mit mir diskutiert und mir klar gemacht, das ich notfalls für immer an der Leine bleibe.
Ok, in dem Fall hat sie gewonnen. Wir haben uns darauf geeinigt, gucken ist erlaubt, hinterherjagen nicht (na ja, wenn`s Mäuschen aber fast über meine Füße läuft, dann……….)
Dafür kann ich berichten, den Kampf um`s Sofa gewonnen zu haben. War nicht einfach, denn Herrchen hatte da so seine Prinzipien.
Aber hier hatte ich eine ganz besondere Taktik, die nur zu empfehlen ist:
Hund schleicht sich ganz vorsichtig auf das Sofa und wenn der Mensch kommt um einen runter zu schmeißen, einfach tot stellen und sich ganz schwer machen. Nach dem Motto „geprügelter Hund“. Das hält kein Mensch lange durch, auch nicht mein Herrchen.
Ich habe eine Hundekumpeline, der ich jeden Respekt zolle. Die ist schon richtig alt für einen Berner, sagt Frauchen. Das muss man natürlich respektieren.
Gut ist, dass ich immer ihren Fressnapf sauber lecken darf.
Eine Katze läuft hier übrigens auch noch rum. Die fand mich am Anfang ziemlich doof aber ich habe sie einfach links liegen gelassen und das fand sie dann auch wieder doof. Ja und jetzt gibt sie mir auch schon mal „Köpfchen“.
Eigentlich habe ich jetzt alles, was Hund so braucht.
Was ich allerdings nicht wirklich brauche, sind andere Hunde die mich belästigen und womöglich auch noch mit mir spielen wollen.
Nä, die sollen bleiben wo sie sind und wenn nicht, dann muss ich halt mal wieder die Benimmregeln anwenden.
Außerdem bin ich ein kleiner Macho denn in meinem früheren Leben musste ich mich durchsetzen. Frauchen akzeptiert das allerdings nur bedingt und oft verbietet sie mir solche Starallüren.
Was soll`s, ich bin jetzt ca. 11 Jahre, werde ja auch immer älter und lerne ganz langsam, Verantwortung abzugeben.
Das ist nämlich viel gemütlicher und später wird dann bestimmt auch mir, ein neuer Hundekumpel jeden Respekt zollen. Dafür wird mein Frauchen sorgen.
Viele Grüße
euer Paolo
Anmerkung von Frauchen:
Paolo ist für mich eine ganz neue Erfahrung, denn er ist mein erster Hund aus dem Tierschutz. Er ist anders als meine wohlbehüteten Hunde, die schon als Welpen bei mir eingezogen sind.
Ich musste erst lernen, dass Paolo viel selbstständiger ist und es gelernt hat seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Auch war ich skeptisch ob so ein „alter“ Hund von mir noch was lernen wollte.
Es hat funktioniert und wir sind zusammengewachsen. Und die Entscheidung ihn zu uns zu holen, habe ich bis heute nie bereut.
Petra Ulbricht-Sauerwald