Was lange währt...
... wird endlich gut! ... Oder: die etwas andere Übergabe!
Lusta kam im Juli 2007 mit ca. 3 Jahren ins Tierheim. Er lebte hauptsächlich in und unter seiner Hütte, wollte mit Menschen nichts zu tun haben, hatte Angst vor ihnen und schnappte dann auch schon mal (so stand es in seinem Vermittlungstext).
Die Geschichte von seinem Einzug am 2.4.2013 bei uns fing eigentlich kurz nach Fenjas Übernahme im Sommer 2011 schon an.
Immer wieder schaute ich mir sein Bild an, las seinen Vermittlungstext samt Updates bis ich ihn nahezu auswendig konnte. Aber wir hatten nun 3 Hunde und mehr ging nicht. Im April 2012 starb Nero, unser alter Schäferhund. Danach gab es die klare Ansage meiner Familie: „es gibt keinen dritten Hund mehr.“
Dies musste ich so erst einmal akzeptieren.
Ich fing an Lustas Aufenthalt im Tierheim zu finanzieren und kaufte bei Renate eine Glückskerze für ihn. Dann kam im Sommer noch das Blinki dazu, das Miko für ihn am Halsband trug. Und immer wieder schaute ich auf der Startseite nach ihm. Zwischendurch bekam auch die Familie sein Bild in regelmäßigen Abständen präsentiert.
Meine größten Ängste waren, dass ihm etwas passieren könnte – immerhin war er in einem der großen Gehege untergebracht – und dass eventuell ein „reserviert“ hinter seinem Namen zu lesen wäre. Für mich war es mein Hund, einem Anderen hätte ich ihn absolut nicht gegönnt. Es wurde Winter und meine beiden Männer blieben weiterhin standhaft bei ihrer Meinung „es gibt keinen dritten Hund“.
Da ich schon lange gern sehen wollte, wo Fenja gelebt habt, bevor sie zu uns kam, habe ich also nach einem Ferienhaus in der Nähe von Kecskemet gesucht und auch eins gefunden. So wurde beschlossen, dass wir nach Ostern eine Woche in Ungarn verbringen. Allerdings meinte mein Kind sehr hellseherisch: „nicht dass du uns darunter schleppst, damit du dir deinen dritten Hund holen kannst“. Meine Antwort: „Das würde ich doch nie machen. Wie kommst du nur auf die Idee“. Na ja, so unrecht hatte er ja nicht – der Hintergedanke war schon da.
Inzwischen wussten auch Marielies, seine Vermittlerin, und Gabor davon, dass ich Lusta liebend gern übernehmen würde.
Ungefähr eine Woche vor meinem Geburtstag im März sagte mein Göttergatte: „schreib mir doch mal auf, was du dir alles wünschst.“ Ich sitze also vor meinem leeren Blatt und denke: „das ist die Chance, auf die ich gewartet habe.“ Somit bekommt der Göttergatte ein Blatt, auf dem steht: ich wünsche mir Lusta! Sonst kannst du mir noch Parfüm usw. schenken, aber eigentlich brauche ich es nicht und will es auch gar nicht.
Endlich der entscheidende Tag – mein Geburtstag. Und ich bekomme tatsächlich einen „Gutschein für Lusta“! Parfüm gab es trotzdem noch dazu. Daraufhin rief ich sofort freudestrahlend Marielies an. Die meinte: „frag mal selbst bei Gabor nach“. Sie war sich wohl nicht so sicher, ob er uns Lusta geben würde. Also eine Mail an Gabor geschrieben. Zwei Tage später kam die erlösende Antwort, dass wir Lusta bekommen können.
Meine grenzenlose Erleichterung und Begeisterung kann sich sicher jeder vorstellen. Und weil wir ja „Wiederholungstäter“ sind, fielen all die Formalitäten, die wir bei Fenja ja schon absolviert hatten, aus.
Da es aber noch eine Woche - die mir übrigens so furchtbar endlos vorkam - dauerte, bis wir nach Ungarn fuhren, verbrachte Lusta diese Zeit auf der Swiss Ranch. Dort war er in Sicherheit und wurde ein bisschen auf sein neues Leben vorbereitet.
Am 2. April war es denn endlich soweit. Wir fuhren nachmittags zur Swiss Ranch um „mein Geburtstagsgeschenk“ abzuholen. Ich war hin und weg, als ich ihn das 1. Mal live sah – mein Büffel. Lusta war weniger begeistert von uns, hat sich aber dann doch überreden lassen ins Auto zu steigen.
Gott sei dank hatte unser Ferienhaus einen großen sicher eingezäunten Garten, so dass wir ihn erst mal nicht mit Gassi gehen ärgern mussten. Am Kopf und an den Vorderpfoten ließ er sich wider Erwarten bereits am 1. Tag anfassen. Andere Berührungen waren ihm doch noch sehr suspekt. Berührte ihn jemand an der Seite und wenn es nur an einer Haarspitze war, quiekte er wie ein Schweinchen und hopste weg. Fühlte er sich zu sehr bedrängt, bekamen wir auch schon mal seine Zähne zu sehen.
Allerdings war er von Anfang an sehr neugierig und suchte auch unsere Nähe - nur zu nah sollte es erst mal nicht sein. So verbrachte er schon die 1. Nacht mit im Schlafzimmer auf seiner Decke, und da war er erst ein paar Stunden zu Hause. Einzig unser 17jähriger Sohn durfte von der ersten Minute alles aber auch wirklich alles mit ihm machen.
Lusta wusste bereits an seinem ersten Tag im Haus was Hund mit Tennisbällen macht, wenn sie geworfen werden. Das kannte er wohl schon von früher.
Und er ist verfressen. Als wir ihn bekommen haben, hatte er große Ähnlichkeit mit einem Hamster, der sich gerade die Backen vollgestopft hat.
Jetzt werden die Lebensmittel in der Küche wieder ordentlich weggeräumt (wie es sich eigentlich auch gehört), sonst sind sie nämlich weg – da ist er nicht sehr wählerisch. Es darf auch schon mal ein halber Laib trockenes Brot sein. Dank der vielen Bewegung als Frauchens Schatten und dem etwas rationierten Futter hat sich seine Figur inzwischen etwas gebessert.
Dafür schleppt er nach dem Fressen seinen Napf durch das Wohnzimmer, so nach dem Motto: „kann ich bitte noch einen Nachschlag haben, es war so wenig da drin“.
Auch als wir nach 5 Tagen wieder nach Hause fuhren, und er sich ja schon wieder an eine neue Umgebung gewöhnen musste, gab es überhaupt keine Schwierigkeiten.
Lediglich mit der Treppe hatte er 2 Tage zu kämpfen. Da er aber auf keinen Fall nachts allein im unteren Stockwerk bleiben wollte (er lag am Fuß der Treppe und jammerte ganz erbärmlich), wenn wir alle nach oben gingen, musste er halt flott das Treppensteigen lernen.
Fremde Männer sind ihn noch sehr suspekt, da versucht er größeren Abstand zu halten. Es sei denn diese Männer haben Hundekekse in der Hand, da vergisst er dann schon mal seine Angst. Und wenn dann noch jemand Käsewürfel verteilt, ist er Lustas bester Freund. Bestechlich ist er auf alle Fälle.
Seinen ungarischen Namen hat er behalten, weil dieser passender nicht sein könnte – lusta = faul. Und faul und bequem ist unser Prachtstück nun mal.
Wir wussten genau, dass wir uns einen möglichen „Problemhund“ ins Haus holen und haben uns im Vorfeld eine Menge Gedanken gemacht: was ist, wenn er nicht ins Haus will? Wo bekommen wir eine große Hundehütte her? Müssen wir uns für die Heimfahrt eine Transportbox ausleihen, und wie kriegen wir ihn da rein?
Wann werden wir ihn das 1. Mal anfassen dürfen? Wird er überhaupt irgendwann an der Leine oder auch ohne Leine laufen? Wird er sich nach der langen Tierheimzeit noch jemals an Menschen binden?
Dies waren nur einige unserer Überlegungen.
Und dann war alles so einfach!
Er war ganz schnell stubenrein, fährt gern Auto, kommt prima mit unseren anderen beiden Hunden aus, will immer und überall dabei sein, bleibt aber auch friedlich allein zu Hause, läuft völlig souverän an der Leine und nach 2 Wochen auch ohne Leine, liebt es von uns gestreichelt zu werden, interessiert sich nicht für Jogger, Radfahrer usw.
Andere Hunde lassen ihn auch total kalt. Er hörte nach ein paar Tagen auf seinen Namen und kennt inzwischen nach nur sechs Wochen auch einige Befehle. - Er ist einfach perfekt.
Und in diesem Winter wird unser Büffel sein Blinki selbst am Halsband tragen.
Vielleicht macht seine Geschichte anderen Menschen Mut es auch mit einem ängstlichen und „schwierigen“ Hund aufzunehmen. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Marion Premke mit Lusta, Miko und Fenja