Grüße von Szotyi, jetzt Irma
Szotyi
als ich sie sah, musste ich unweigerlich an Irma denken...
Irma kam im November 2012 zu uns. Sie wollte 2 Wochen lang nicht das Haus verlassen. Spazierengehen war kaum, eigentlich gar nicht möglich. Die Leberwursttherapie wollte auch nicht so recht fruchten. Letztendlich fuhr Irma im Kinderwagen meines Sohnes mit. Dann endlich, Irma schien ihre Angst zu verlieren. Sie taute auf und kam freiwillig mit.
Dann ganz plötzlich, der komplette Zusammenbruch. Nun wusste Irma, sie kann sich fallen lassen. Sie wusste, sie fällt nicht tiefer als in meine Arme. Sie musste nicht mehr um ihr Leben kämpfen, denn von nun tat ich es für sie. Wir waren wochenlang, nein, monatelang täglich bzw. mehrmals wöchentlich beim Tierarzt bzw in der Tierklinik. Irma war krank. Sehr sehr krank. Diagnose, Therapie. Diagnose, Therapie... Doch die Ärzte tappten beim Grundübel im Dunkeln. Tütenweise Medikamente. Neue Therapien. Nichts schlug an.
Irmas Haupterkrankung erfolgt in Schüben, also immer wieder Höhen und Tiefen. Sie hatte Fieber und starke Gelenkschmerzen. Irmie war ein Pflegefall. Sie lag oft tagelang einfach nur so da. Ich fütterte sie mit der Hand. Ich kochte Hähnchen, damit sie wenigstens ein wenig zu sich nimmt... Wie sollte es nur weitergehen? Wie lebenswert ist ihr Leben in diesem Zustand? Wie weit kann ich noch gehen? Immer wieder stellte ich mir diese Fragen, aber ich wollte nicht aufgeben. Mein Ziel war es schliesslich, dieser Hündin ein zu Hause zu schenken, sie glücklich zu sehen. Und jetzt endlich angekommen, sollte es vorbei sein? Wie gemein und ungerecht sollte das sein? Ich weinte oft um Irma.
Und wer schenkte mir Trost?
Sie selber. Sie leckte mir die Tränen vom Gesicht und ich hatte nur gehofft, dass sie nicht wusste, dass sie ihr gegolten haben. Dann kam der Tag der grossen Untersuchung. Endlich wurde festgestellt, was ihr fehlt. Seit Februar ist Irmas Leben lebenswert. Krank und anfällig wird sie leider wohl immer bleiben. Die Tierarztbesuche sind weniger geworden.
Jetzt endlich zum Schönen:
Irma ist zur Püppi des Hauses aufgestiegen. Sie ist sich ihrer Wichtigkeit bewusst. Erhobenen Hauptes und aufgestellter Rute trippelt sie des Weges entlang. Von Angst kaum noch eine Spur. Sie liebt es in den Arm genommen ,geküsst und von mir abgeschnuppert zu werden. Sie liebt frisch bezogene Decken. Lässt mir kaum Zeit, sie zu beziehen. Sie versinkt schon währenddessen darin. Irma liebt es, die welt zu entdecken, entspannt auf dem rücken liegend zu schlafen und natürlich zu fressen...
Irma hat die Rolle des Wachhundes übernommen. Paula meine 16 jährige erblindete Chihuahuakröte konnte durch Irmie in den Ruhestand treten. Es scheint auf jeden fall so. Denn sie kläfft nicht mehr so häufig. Das macht nun Irma für sie. Charlotte, die Prinzessin und Alphahündin, wurde von Irma problemlos als diese angenommen. Sehen sich die beiden 5 Minuten lang mal nicht, begrüsst Irmchen sie wedelnd mit Lefzen abgeschlecke. Das Hunderudel ist ein Team. Sie stellen zu dritt den Zeitungsausträger. Sie schlafen oft zusammen in einer Box oder schnüffeln gemeinsam minutenlang an einem Grashalm. Abgesteckt und gescharrt wird jedoch nacheinander...
Ja, und dann noch Irma und die Kinder (Enie 4 Jahre, Pius 1,5 Jahre). Denen vertraute sie von Anfang an. Mein Kleiner konnte sie sofort in den Arm nehmen. Sie tauschten Hundeküsse aus (Zunge leckt Zunge ab). Und hatte Irma gerade mal eine gute Phase, war sie Enie gegenüber so aufdringlich, dass Enie lachend die Flucht ergriff und Irma hinter ihr her lief. Die Kinder waren bei jedem Arzt- und Klinikbesuch dabei (2 Stunden Fahrt plus Wartezeit und Behandlung). Enie hat nicht ein einziges Mal genörgelt. Denn "Ilmie" wie sie sie nannte, muss endlich gesund werden.
So könnte ich schreiben und schreiben...
Doch eines liegt mir noch sehr am Herzen zu erwähnen:
In der schweren Zeit mit Irma durfte ich einen ganz besonderen Menschen erleben. Einen Menschen, den man in der Form selten, wahrscheinlich nie erlebt: Frau Steudtner.
Herzlichsten Dank im Namen des gesamten Familienrudels. Ebenfalls ein Danke an die Pflegestelle, auf die Irma eigentlich reisen sollte.