Ungarnaufenthalt Juni 2015
Unsere Ungarnfahrt begann, wie schon so oft, bei unserer Teamkollegin Petra. Bei einem gemütlichen Abendessen wurde wieder viel gelacht und es wurden Geschichten erzählt. Danach rief die Pflicht.
Anke und Petra hatten viel Arbeit nachzuholen und zu besprechen. So verlief der Abend recht schnell und wir mussten ins Bett, um wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
Früh morgens klingelte dann auch der Wecker und Anke und ich machten uns auf den Weg zum Bahnhof. Denn es war geplant mit dem Zug nach Budapest zu fahren.
Bei lausigen 11 Grad stiegen wir in den Zug und konnten da noch nicht ahnen, was uns die nächsten Tage an Temperaturen erwarten würde.
Die ersten Stunden vergingen wie im Flug, denn wir hatten viel zu reden und zu planen. Wir fuhren durch herrliche Landschaften bei strahlendem Sonnenschein. Dafür waren die letzten Stunden bis zur Ankunft in Budapest umso länger, da wir kaum erwarten konnten endlich den Zug verlassen zu dürfen.
In Budapest wurden wir von unseren ungarischen Kollegen herzlich in Empfang genommen. Dann wurde erst einmal ausgiebig zu Abend gegessen und Pläne für die nächsten Tage gemacht.
Als Anke und ich dann in unserer Unterkunft ankamen, beschlossen wir, aufgedreht von den Ereignissen des Tages, noch einen Spaziergang durch Kecskemét zu machen, um wieder Leben in die müden Beine zu bekommen.
Wir waren und sind immer wieder begeistert wie schön Kecskemét ist, selbst bei Nacht. Und es waren angenehme Temperaturen, so dass man sich noch im T-Shirt wohl fühlte.
Am nächsten Morgen brachen wir dann nach einem ausgiebigen Frühstück ins Tierschutz-Zentrum auf.
Das Wetter war herrlich und warm. Es war geplant, Bilder und Updates von ganz vielen Hunden zu machen. Aber wie es in Ungarn nun einmal ist, läuft nichts nach Plan….
Es kam ein Hilferuf aus der Tötung von Bekès. Sie hatten einen Hund eingefangen, der schwer verletzt war. Sein ehemaliger Besitzer hatte dem Hund die Beine zusammen gebunden und ihn ausgesetzt. Einem weiteren Hund hatte man die Schnauze zusammen gebunden, dieser wurde aber nicht mehr gesichtet. Da alle Kollegen auf der Swiss Ranch beschäftigt und nicht abkömmlich waren, blieb nichts anderes übrig, als dass Anke und ich uns auf den Weg nach Bekès machten.
Es ist vielleicht keine große Sache, aber wenn man weder die Sprache beherrscht, noch den Weg kennt, dazu noch unter Zeitdruck ist, ist es schon ein größeres Unterfangen. Also wurden zwei Transportboxen ins Auto geladen, in der Hoffnung, dass sie den zweiten Hund auch finden würden. Es wurde dann auch noch zunehmend heißer.
Die Straße, auf der wir fuhren, nennt man auch „die Todesstraße“. Ein Glück, ich habe das erst hinterher erfahren, denn die Fahrweise der Bevölkerung war erschreckend.
Als wir endlich in Bekès ankamen, wurden wir von den Betreibern herzlich in Empfang genommen und gleich zu dem Hund geführt. In dem Gebäude war es sehr dunkel und man konnte den Hund kaum erkennen.
Er wurde in der Dunkelheit in die mitgebrachte Box gebracht und ins Auto verfrachtet, wo ich dann endlich den Hund sehen konnte. Es war ein furchtbarer Anblick. Zwei ganz ängstliche Augen voller Panik schauten mich an, an allen vier Beinen große klaffende Wunden.
Die Nachfragen mit Händen und Füßen, ob man den zweiten Hund auch gefunden habe, wurde verneint. Anke war inzwischen mit der Frau verschwunden, die ihr etwas zeigen wollte. Als ich sie entdeckte, waren sie aufgeregt am Telefonieren. Ich wusste zwar nicht worum es ging, aber ich erfuhr bald, was los war.
Ein ganz süßer Cocker Spaniel saß wedelnd im Gehege, mit Ohren, die ganz stark entzündet waren und tierärztliche Versorgung nötig hatten. Das untere Ende der Ohren war verfilzt, verklebt und eitrig und so groß wie Tennisbälle.
Am Telefon wurde abgeklärt, ob irgendwo ein kleines Plätzchen noch frei sei im Tierschutz-Zentrum, damit auch der Hund versorgt werden kann. Da wir zwei Boxen mit hatten, der andere Hund bis jetzt noch nicht gefunden war, wurde der Cocker eingeladen.
So machten wir uns auf den Weg zurück zum Tierschutz-Zentrum, bei sommerlichen Temperaturen um die 40 Grad. Wir mussten uns beeilen, da der Tierarzt noch auf der Ranch war, um nach Trudi, unserem ersten Notfallhund, zu schauen, die gerade operiert war.
Er konnte sich dann auch gleich die beiden neuen Notfälle ansehen. Ausgetrocknet und durchgeschwitzt schafften wir es tatsächlich, den Weg zurück zu finden und nicht zu spät zu kommen.
Als erstes wurde der Cocker untersucht. Die Ohren mussten dringend behandelt werden. Danach die geschundene Seele, dieses kümmerliche Häufchen Elend mit den großen ängstlichen Augen.
Die Wunden an den Beinen waren fast alle bis auf den Knochen durchgeschnitten. Beide Hunde mussten große Schmerzen haben. Bei dem Cocker, den wir Leines getauft haben, wurde das Fell an den Ohren weg geschnitten und rasiert, damit die Wunden behandelt werden konnten.
Dabei machte sich der Ekel bei Anke und mir breit und sogar bei unseren ungarischen Kollegen, als man anfing Maden aus den Wunden zu ziehen und zu spülen.
Danach mussten wir uns aufteilen, da der Termin für die Dackelwelpen immer näher rückte. Anke und Gabor fuhren zum Impfen, während ich im Tierschutz-Zentrum bei dem anderen Notfall half.
Bei der Hündin, die den Namen Vicky bekam, wurden die Wunden gereinigt und steril verbunden. Beide Hunde hatten große Schmerzen, ließen aber die Behandlung ohne aufzumucken geduldig über sich ergehen. Inzwischen war es schon wieder Abend geworden, die anderen Hunde im Tierschutz-Zentrum mussten auch noch versorgt werden.
Als alles fertig war, dachten wir, dass es auch für uns Zeit sei für ein Essen, nach dem Frühstück... Bei Teigwaren ließen wir den Tag dann mitten in der Nacht ausklingen, gemeinsam mit unseren Tierschutz-Kollegen.
Wer dann gedacht hatte, er könne sich in der Nacht ein paar Stunden Erholung gönnen, lag falsch. Denn wir waren anscheinend eine sehr gute Futterquelle für die Mücken.
Am nächsten Tag war die große Impfaktion in dem Tierheim von Csongràd geplant. Bei Temperaturen von wieder über 40 Grad wurden 31 Hunde geimpft und gechipt.
Anke und ich gingen der Tierärztin zur Hand, reichten und hielten ihr die Spritzen und dergleichen. Gabor half kräftig mit, die Hunde zu halten und Moni kümmerte sich um die administrativen Dinge.
Uns allen lief der Schweiß in Bächen.
Bei der Gelegenheit wurden dann auch gleich die ersten Spenden an Futter dort abgeliefert. Das wurde dankbar angenommen, wie auch zwei Plastikhundekörbe, die wir mitgebracht hatten ins Menhely Csongràd für die Schäferhund-Familie.
Danach wurde ein Besuch im Tierheim Haselnuss von Szentes gemacht. Dieser Besuch diente unter anderem dazu, einen weiteren Partnerverein des Tierschutz-Zentrums kennen zu lernen.
Petra, die Obfrau des österreichischen Vereines Mentor4dogs war nämlich in derselben Zeit wie wir vor Ort und so nutzten wir die Gelegenheit uns kennen zu lernen.
Leider passierte dann ein Unfall, was bedeutete, dass wir mit einem Notfall zum Tierarzt mussten und unsere Gespräche in verkürzter Form nach dem Tierarztbesuch stattfanden.
Am späten Abend dachten wir dann wieder an unser leibliches Wohl und verbrachten einen lustigen und gemütlichen Abend auf der Ranch.
Der Freitag war genauso heiß wie alle anderen Tage davor und wir brachten Zeit zu mit Fotografieren, Videos drehen und Streicheleinheiten verteilen an so viele tolle Hunde!
Natürlich galt es auch wieder die Notfälle zu versorgen und bei Vicky wurde der Verband gewechselt. Man darf ja nicht weich sein, wenn man die vielen Hunde sieht, für die ich mir ein Zuhause wünsche.
Aber die kleine Vicky hat es mir einfach angetan; seit dem ersten Moment, als ich ihr in Bekes in die Augen schaute, diese ängstlichen, panischen aber schließlich dankbaren Augen, die Bände erzählen. Die Kleine, die mir an den Hacken klebte sobald ich in ihrer Nähe war, das Weinen, als ich sie verließ, jagte mir Gänsehaut ein und ich musste schlucken.
Nur die Gewissheit, dass es sicher irgendwo da draußen ihre Menschen sind, die ihr ein schönes Zuhause schenken werden, beruhigt mich. Und es ist immer schmerzhaft, sie alle zurück zu lassen…
Als hätten wir eine Zeitreise gemacht, saßen wir am nächsten Tag wieder bei Petra, diesmal dann zu einem späten und ausgiebigen Frühstück, um danach ein kleines Schläfchen zu machen.
Dann machte ich mich auf den Weg nach Hause, wo ich schon sehnlichst von meinen beiden Schätzen und meinem lieben Pflegehund erwartet wurde.
Es war wieder ein sehr erlebnisreicher Aufenthalt, der mir erneut gezeigt hat, wie wichtig es ist Tierschutz vor Ort zu machen; den Hunden zu helfen, die vor Ort sind um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.
Wie zum Beispiel die Dackelwelpen. Würden wir da nicht Unterstützung anbieten, wären die bestimmt nicht mehr am Leben, und die Mutterhündin würde nicht kastriert werden.
Die Impfaktion in Csongràd mit gleichzeitigem Chippen und Registrieren und die vielen Notfälle, denen wir ohne unsere fachkundigen Kollegen vor Ort gar nicht helfen könnten. Und ich bin dankbar über die Spender, die es uns ermöglichen, solche Aktionen durchzuführen, die uns helfen, wirklich Hilfe am Tier zu leisten und vor Ort Veränderungen vorzunehmen.
Ein großes Dankeschön natürlich auch an Gabor und die ungarischen Kollegen, die vor Ort immer zur Stelle sind, wenn Hilfe gebraucht wird; danke für die Gastfreundlichkeit uns gegenüber und für die tollen, auch intensiven Gespräche.
Und Danke an Anke, die sich so für die Hunde einsetzt und kämpft und den Begriff von Tierschutz richtig definiert.
Copyright: Maike für Pfotenhilfe
Traurig...ein weiterer Notfall
Noch haben wir und Sie die Nachricht über die beiden gequälten Hunde nicht ganz verdaut, müssen wir Ihnen vom nächsten Notfall berichten.
Wie wir Sie gestern bereits informiert hatten, sind zwei Teamkolleginnen zur Tötungsstation nach Bekes gefahren, um einen der zuvor aufgegriffenen Hunde zu holen, damit dieser im Tierschutz-Zentrum untergebracht werden kann.
Vicky, eine Hündin, so wurde diese geschundene Seele nun getauft, ist gut angekommen. Allerdings ist sie nicht alleine gereist, sondern in Begleitung eines weiteren Notfalls.
Als meine Teamkolleginnen in Bekes ankamen, wurden Sie von einem Mitarbeiter zu einem Hund geführt, der von seinem Besitzer in der Tötung abgegeben wurde. Ein Hund wie viele andere, die dort sitzen. Zunächst war nicht zu erkennen, warum gerade für diesen Hund um Hilfe gebeten wurde. Erst beim zweiten Hinsehen sah man warum.
Dort saß ein rot-brauner Cocker-Spaniel, dessen lange Ohren aussahen als wären sie aufgepumpt. Das Ende der Ohren war ein einziger Klumpen aus dem der Eiter heraus floss. Wer schon einmal entzündete Ohren hatte, weiß was für Schmerzen das bereiten kann.
Hier bestand also akuter Handlungsbedarf, doch wohin mit diesem Hund? Nach einem Telefonat mit unseren Kollegen vom Tierschutz-Zentrum, wurde die Entscheidung getroffen, auch Leines, so heißt der Cocker-Rüde nun, mit zunehmen.
Somit ist auch Leines im Tierschutz-Zentrum eingezogen und wurde bereits medizinisch versorgt. Zuerst wurde ihm das Fell an den Ohren geschoren, um zu sehen was sich darunter verbirgt.
Das ganze Fell war verklebt mit Kot, Dreck und Eiter. Fliegen taten ihr übriges und legten ihre Eier in die offenen Wunden. Zig Maden kamen zum Vorschein und der Ekel machte sich breit.
Leines, der tapfere Hundebub, ließ alles mit sich machen, war einfach nur lieb und nett. 1 1/2 Stunden dauertedie Prozedur, und was macht Leines? Er wedelt ununterbrochen mit seinem Schwänzchen.
Da der Tierarzt vor Ort war, konnte er sich die Ohren direkt anschauen. Die weiteren täglichen Behandlungen werden durch die Kollegen vor Ort durchgeführt.
Leines wird geschätzt auf ca. 2-3 Jahre und wird schon bald seinen Platz auf unserer Homepage bekommen, denn auch für ihn werden wir Vermittlungshilfe leisten.
Nun befindet sich ein weiterer nicht eingeplanter Notfall im Tierschutz-Zentrum. Auch hier kommen wir nicht ohne Ihre Hilfe weiter. Vielleicht sieht Ihre Hilfe so aus, dass sie sich vorstellen können, Leines ein Zuhause zu geben!? Oder Sie helfen uns mit einer Patenschaft oder auch mit einer Einmalspende für die Versorgung und für die weiteren medizinischen Behandlungen!? Bei einer Überweisung geben Sie bitte als Verwendungszweck: Notfall Leines an.
Haben Sie Fragen zu Leines, können Sie sich gerne an unsere info(ät)pfotenhilfe-ungarn.de Mailadresse wenden.
Pfotenhilfe Ungarn Team
Copyright: Petra für Pfotenhilfe
Unfassbar...
Liebe Tierfreunde,
es gibt Dinge im Leben, die lassen auch Tierschützer, die ja oft und immer wieder mit unschönen Situationen konfrontiert werden, sprachlos werden.
Noch während der Vorbereitungen zur Fahrt nach Ungarn, haben wir von den Tierschutzkollegen des Tierschutz-Zentrums eine schreckliche Nachricht erhalten.
Die Tötungsstation in Bekes hat unsere Kollegen angerufen und um dringende Hilfe gebeten. Es wurden zwei Hunde gesichtet, die offensichtlich von ihrem Halter ausgesetzt wurden. Nur wurden sie nicht „einfach“ ausgesetzt, nein, man hat einem dieser Hunde die Hinterbeine zusammengebunden und dem anderen Hund die Schnauze zugebunden. Also ganz bewusst tierquälerisch gehandelt, mit dem Ziel, die Hunde elendig sterben zu lassen. Ihnen jede erdenkliche Chance genommen, nach Fressbarem und Wasser zu suchen.
Unvorstellbar und schrecklich, was beide Hunde bis zu ihrem Auffinden schon durchgemacht haben.
Der Hund mit den zusammengebundenen Beinen konnte von den Mitarbeitern der Tötungsstation mitgenommen werden. Leider ist der Hund mit der zugebundenen Schnauze in voller Panik weggerannt und bisher nicht gefunden worden.
Eine schreckliche Situation, die uns alle ohnmächtig aber auch wütend macht.
Meine Teamkolleginnen Anke und Maike, die sich schon seit gestern in Ungarn befinden, machen sich heute auf den Weg nach Bekes, um den einen Hund abzuholen. Er wird im Tierschutz-Zentrum seinen Platz finden und medizinisch soweit möglich auch psychisch versorgt. Das ist auch dringend notwendig, denn dieser Hund ist traumatisiert…….er will nicht mehr laufen…
Die Hoffnung, dass der andere Hund eingefangen werden kann, haben wir und auch die Kollegen vor Ort noch nicht aufgegeben. Dennoch schwindet sie von Tag zu Tag, denn keiner weiß, wie lange die Hunde schon ausgesetzt waren.
Wieder müssen wir Sie um Ihre Hilfe bitten, denn wir haben den Kollegen vom Tierschutz-Zentrum unsere Unterstützung zugesagt. Obwohl das TSZ zur zeit akuten Platzmangel hat und eigentlich die Kapazitäten ausgeschöpft sind, nehmen sie sich dieser gequälten Hundeseele(n) an. Deshalb können wir auch unsere Hilfe nicht versagen.
Die Versorgung und Betreuung ist durch das TSZ gesichert, also werden wir mit Ihrer Hilfe versuchen, die finanzielle Seite zu sichern. Wenn Sie helfen möchten, geben Sie bitte bei Ihrer Überweisung „Bekes-Hund“ an.
Wie immer, werden wir Sie auf dem Laufenden halten, auch was den zweiten Hund betrifft. Hoffen wir gemeinsam auf eine gute Nachricht aus Ungarn…
Pfotenhilfe Ungarn Team
Copyright: Petra für Pfotenhilfe